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Haben die massiven Baustoffe noch Entwicklungspotenzial?

„Hundert Jahre Lebensdauer sind kein Problem“

 

Massive Baustoffe helfen, Technologie beim Hausbau einzusparen, weiß Martin Leitl, Leiter der Technik & Marketing Plattform des Fachverbandes der Stein & keramischen Industrie der WKÖ. Mit intelligenter Planung können auch langlebige Gebäude modernen Anforderungenangepasst werden.

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Wo haben die massiven Baustoffe noch Entwicklungspotenzial?
Martin Leitl: „Die so genannten Low-tech-Bauten sind derzeit sehr in Diskussion. Das sind Gebäude, für die nicht viel Technologie notwendig ist, damit sie vernünftig betrieben werden können. Durch ihre Wärmespeicherfähigkeit haben die massiven Baustoffe hier Vorteile – sie halten im Winter warm und im Sommer kühl. Das sieht man an den Gründerzeitbauten in Wien, die oft besser als moderne Bauten funktionieren. Diese Qualitäten der Baustoffe, die sie ohne Technik haben, wird man in Zukunft sicher noch mehr ausschöpfen können.“

Heizen und Kühlen durch Bauteilaktivierung ist also weiter im Vormarsch? „Bei der Bauteilaktivierung kann ich erneuerbare Energien – wie Solar- oder Windenergie – nutzen und die Speichermasse der Baustoffe dazu verwenden, um Wärme oder Kühle zu speichern. In dieser Kombination, massive Baustoffe mit ein wenig Technologie, sehe ich Potenziale für den Wohnbau, aber auch für Gewerbe und Industrie. Ein Bereich, der hier mit hineinspielt, ist die Energieeffizienz im Zusammenhang mit der sehr langen Lebensdauer. Diese ist einer der größten Stärken der massiven Baustoffe.
Wenn man von vornherein vernünftig baut, sind hundert Jahre Lebensdauer überhaupt kein Problem – mit relativ niedrigen Instandhaltungskosten. Durch Beschränkung der Ressourcen und dem Fokus auf Nachhaltigkeit wird man künftig darauf schauen, nicht nur für die nächsten 30 Jahre zu bauen, sondern darauf achten, dass die Lebensdauer länger ist.“

Fraglich ist nur, ob ein Einfamilienhaus in hundert Jahren den geänderten Anforderungen entsprechen kann. Martin Leitl: „Hier ist eine entsprechende Flexibilität der Gebäude notwendig. Die Anforderungen ändern sich, die nächste Generation will nicht unbedingt so leben wie die vorhergehende. Hier wird eine flexible Gestaltung – ohne dass man gleich das ganze Haus wegreißen muss – ein wichtiger Gesichtspunkt sein. Zum Beispiel durch eine intelligente Raumanordnung und Zwischenwände, die man relativ einfach versetzen kann. Oder auch durch Integration von Solarenergie – man muss nicht das ganze Gebäude umbauen, wenn sich die Energietechnologie weiter entwickelt.“

Welche Eigenschaft der Massivbaustoffe wird künftig noch an Wichtigkeit gewinnen?
Martin Leitl: „Ein Punkt, der immer wieder angesprochen wird: Solange nichts passiert, ist der Brandschutz nicht in aller Munde. Wenn etwas passiert – wie heuer beim Hochhausbrand in London – wird das wieder zum großen Thema. Ich glaube, dass man hier mit einer vernünftigen Vorgangsweise mit entsprechenden Brandschutzmaßnahmen solche Katastrophen auf alle Fälle verhindern kann. Das ist ein Vorzug der massiven Baustoffe, dass sie von vornherein nicht brennen. Eine Stärke, die zur Sicherheit beiträgt.“

Kann die Branche weiterhin ein Wirtschaftsmotor für ländliche Regionen bleiben?
Martin Leitl: „Diese Tatsache wird in Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen. Es geht darum, auch in strukturschwachen Gebieten wirtschaftliche Tätigkeiten aufrecht zu erhalten, Arbeitsplätze zu schaffen und zu erhalten. Durch das Gewicht der Baustoffe ist die wirtschaftliche Transportentfernung ja begrenzt. Daraus ergibt sich die heutige Struktur, nämlich dass diese Unternehmen in ländlichen Regionen verbreitet sind. Die Rohstoffe sind in der Nähe und können dort abgebaut werden. Es ist eine Stärke der Baustoffindustrie, dass sie in den Regionen vertreten ist.

Das werden wir brauchen, damit Gebiete nicht entvölkert werden, weil dort keine Arbeitsplatzmöglichkeiten mehr vorhanden sind und städtische Gebiete überfordert werden, weil alle vom Land in die Stadt ziehen wollen.“

Foto: Austrian Cooperative Research

 

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