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Prof. Dr. Bernhard Pelzl bei VÖB-Jahreshauptversammlung

Argument Forschung

 

Den Festvortrag im Rahmen der Jahreshauptversammlung 2004 hielt der wissenschaft-liche Direktor von „Joanneum Research“, Prof. Dr. Bernhard Pelzl. Unter dem Titel „Argument Forschung“ zeigte er neue Argumente und Aspekte auf, die Forschung für eine Branche noch attraktiver erscheinen lassen.

Einleitend stellte Dr. Pelzl die aktuelle Situation der Forschung in Österreich als vor allem in der Anwendungsforschung politisch beeinflussten Bereich dar. So könne auch die geplante Reform der Forschungsförderung aus durchaus unterschiedlichen Blickwinkeln gesehen wer-den. Fest stehe aber, dass die Verteilung der Mittel weitgehend ein Ergebnis von Lobbyarbeit ist. Bei einem Anteil des Bauwesens am BIP von ca. 7 – 8 % sei das Bauwesen jedenfalls im Anteil der öffentlichen Forschungsmittel unterrepräsentiert.

Vier Thesen stellte Dr. Pelzl in den Mittelpunkt seines Beitrages:

1. Forschung hat auch das Ziel, eine Branche darzustellen.
Forschung kann auch eingesetzt werden, um „ein Bild zu verändern“. Als Beispiel nannte Prof. Pelzl die hinlänglich bekannten Versuche in Seibersdorf, die das Bild der Baustoffe Beton – Ziegel – Holz ganz wesentlich und auf Jahrzehnte beeinflusst ha-ben.
Das Bild einer Branche wird auchdadurch geprägt, was – und das ist der wichtigste Punkt – für die Öffentlichkeit sichtbar in Zusammenhang mit Forschung ge-tan wird. Forschung ist also öffentlich sichtbar zu machen, davon unabhängig, ob die dargestellten Ziele tatsächlich realistisch erreichbar sind. In der aktuellen Landschaft der „Öffentlichkeit“, die besonders stark von den Informationsmedien geprägt ist, werden unrealistische Ankündigungen eher wahrgenommen, als reale, durchaus hochwertige und innovative Ergebnisse. Diese „Ankündigungsforschung“ sei aber für die Zuteilung von Mitteln wichtig, die – wie schon erwähnt - eine politi-sche Entscheidung sei.

2. Forschung ist Kitt zwischen denen, die am Produkt interessiert sind
Bei der Festlegung „strategischer Forschungsziele“ wird bald die Notwendigkeit der Zusammenarbeit aller an der Entstehung von Produkten beteiligten Bereiche klar. Verbesserungsfähig am Produkt sei alles: das Design, die technische Qualität, die An-wendungssicherheit, die Herstellungsverfahren, die Herstellungs- und Verarbeitungs-maschinen, die Werkstofftechnik usw.

3. Die Logistik ist der größte Kostentreiber
Hier sieht Prof. Pelzl einen Änderungsprozess im Gange. Während herkömmlich die Produkte gerne in die Märkte transportiert wurden, werden in Zukunft die Produkti-onseinrichtungen in den Märkten erreichtet werden. Dabei sind natürlich Strukturfra-gen (Bedarf, Qualifikation der Mitarbeiter, erreichbare Qualität usw.) der Märkte zu beachten.
Gerade aber die Methoden der Qualitätssicherung sind im Umbruch. So nennt Prof. Pelzl als Beispiel die digitale Bildverarbeitung als Zukunftsmethode der Qualitätssi-cherung. Als Anwendungsbeispiele nennt er des „künstliche Auge“ in der Holzaus-wahl für Parkettböden, Anwendungen in der Stahlindustrie aber auch in der Pharmain-dustrie, wo Abweichungen in Bruchteilen von Millimetern schon wesentliche Quali-tätseinbußen auslösen.

4. Forschung ist Teil der Kultur
Im Gegensatz zu den genannten rein ökonomischen Argumenten darf aber auch nicht vergessen werden, dass Forschung auch ein Teil unserer Kultur sei und zukünftig ver-stärkt werden müsse. Auch und gerade aus der Kenntnis „der Wurzeln“ des eigenen Umfelds, der eigenen Branche leite sich das „Argument Forschung“ ab.

Proaktives Handeln – im Dienst des Wirtschaftsstandortes – so umschreibt Prof. Pelzl ab-schließend die Philosophie bei Joanneum Research. Forschung und Entwicklung privater oder privatisierter Forschungseinrichtungen hat sich an der lokalen Wirtschaft auszurichten. Zu-sammenarbeit und internationale Kooperation zeigen auch in der Forschung den Weg in die Zukunft, - Netzwerk, „Cluster“, „multifirm“ – das sind mehr als aktuelle Modewörter.

 

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