Die VÖZ Literatur RECHERCHE ist ein Werkzeug für das Auffinden von Fachartikeln und Publikationen der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie und deren Partnern mit individuellen Suchroutinen im umfassenden Themenbereich rund um Zement und Beton.
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Foto: © Bernhard Denkinger
Bernhard Denkinger über Strukturalismus und Brutalismus
Für einige ist sie Kult. Für andere nicht einmal zu ignorieren. Die Architektur des Brutalismus polarisiert. Man hasst oder man liebt sie. Viele aber wissen nicht einmal so genau, was der Begriff eigentlich meint und dass die brutalistische Strömung mehrere Ausformungen kennt. Bernhard Denkinger hat dem Strukturalismus und der brutalistischen Erfahrung in der Architektur nun ein Buch gewidmet, das im Verlag jovis erschienen ist: „Die vergessenen Alternativen“ heißt es – und regt an, die Wesensmerkmale dieser einst sehr populären Strömungen nicht unüberlegt als Relikte der Vergangenheit zu entsorgen, sondern für die Zukunft zu adaptieren. Denn nicht alles, was vorbei ist, ist damit automatisch auch unbrauchbar.
Prädestiniert für sozialstaatliche Bauaufgaben
Der Begriff Brutalismus leitet sich vom Beton brut – dem französischen Ausdruck für Sichtbeton – ab, kann aber auch Bauten bezeichnen, die aus einem anderen Material errichtet sind. Zu ihrer Blütezeit – von den frühen 1960er bis in die späten 1970er Jahren – versprach man sich von diesen Bauten, die meist aus vorgefertigten Elementen – sehr oft aus unverputztem Sichtbeton - errichtet und modular aufgebaut waren, die rasche, unkomplizierte und nachhaltige Lösung der meisten dringenden baulichen Bedürfnisse der damaligen Nachkriegsgesellschaft. Sie schienen ideal, um Veranstaltungshallen, Universitäten, Spitäler, Studenten-, Alters- und Schwesternheime, soziale Wohnbauten, Theater, Sportstadien, Bahnhöfe und mehr zu errichten. Per se nicht hierarchisch und demokratisch, erachtete man Bauweise und Material als prädestiniert für sozialstaatliche Bauaufgaben. Mit dem schleichenden Niedergang des Sozialstaats, einem zunehmenden ökologischen Bewusstsein, einer allgemeinen Skepsis gegenüber großen Strukturen und technischen Lösungen verloren diese Bauten an Bedeutung. Außerdem vergaß man oft, ihre Wartung als wesentlichen Faktor im Betrieb zu berücksichtigen. Ein Punkt, an dem das Überleben und die Funktion vieler großer Bauten dieser Zeit gescheitert sind. Man denke nur an die spektakuläre Sprengung des einstigen Herzeigeprojekts des sozialen Wohnbaus der U.S.A., der Großwohnsiedlung Pruitt Igoe von Architekt Minoru Yamasaki in St. Louis. Die Sprengung der 33 Blöcke im Jahr 1972 wurde sogar im Fernsehen übertragen. Für den Architekten Charles Jencks bezeichnete dieses Ereignis das Ende der Nachkriegs-Moderne.
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Autor: Isabella Marboe
Quelle: www.architektur-aktuell.at
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