Mit der provokanten Aussage „Das Bauwesen ist das einzige Handwerk, in dem noch mit der Hand gewerkt wird“ stieß der Branchenkenner Andreas Kreutzer in der Veranstaltung „Chance Hochbau“ des Report Verlages nicht nur auf ungeteilte Zustimmung. Bauen, so meinte Kreutzer, könne durch den gezielten Einsatz von Vorfabrikation noch wesentlich rationeller, qualitativ besser und zudem noch billiger werden.
Während in den 70er Jahren Kosten und Preise sich halbwegs parallel entwickelt haben, ist es seit ca. 1995 zu einem Auseinanderklaffen von ca. 11 % gekommen. Während sich die Baustoffe unter dem Verbraucherpreisindex verteuert haben (Baustoffe: 20%, VPI 35%) haben sich die Lohnkosten wesentlich über dem VPI entwickelt. Während die Industrie durch vermehrten Maschineneinsatz die Produktivität deutlich steigern konnte, blieb am Bau nur die Möglichkeit, schneller zu arbeiten, was zu einem dramatischen Anstieg der Baumängel führte, so Kreutzer.
Bei den Baustoffen werde das Know How verbessert, in der Verarbeitung kämpft man hingegen mit laufend rückläufiger Qualifikation der Arbeiter. Bis zu 20 % der Mängel seien auf Anwendungsfehler der Baumaterialien zurück zu führen. Das Schulungsangebot der Baustoffindustrie werde nicht ausreichend angenommen, andrerseits wird aber auch eine Industrialisierung am Bau abgelehnt.
Im Einfamilienhausbau hat die Industrialisierung inzwischen einen Marktanteil von ca. 30% - Tendenz steigend – erreicht. Hier gelte auch nicht der Mythos, dass jeder etwas anderes gebaut haben möchte, Individualität wird, so Kreutzer über die Einrichtung erreicht. Losgröße eins sei teuer in der Planung und in der Ausführung. Relativ hohe Toleranzen für die Ausführung verhindern exakte Vorfertigung (Beispiel: Fenster – Naturmaße). Da der Großteil der Kosten durch Lohnkosten verursacht werde, ist zusätzlich der Anreiz zur Schwarzarbeit extrem hoch. Die damit ausgelöste Spirale Hohe Lohnkosten – Schwarzarbeit – mangelnde Konkurrenzfähigkeit – niederer Löhne – schlecht Qualität ist absehbar nicht zu stoppen.
Lohnkostensenkung durch Reduktion der Lohnsummen:
Eine Senkung der Lohnnebenkosten als Ausweg sei ein Irrtum, da dadurch ohne Auflösung des Sozialsystems niemals die „Schwarzarbeitskosten“ von ca. 1/3 erreicht werden könnten.
Vielmehr ist einzig eine Senkung der Summe der Löhne zielführend. Dies aber nicht durch schnellere Arbeit, sondern durch gezielten Technologieeinsatz in der Fertigung.
Geänderte Wertschöpfungskette am Bau:
Auch die Wertschöpfung am Bau hat sich geändert. Seit ca. 10 Jahren ist der Anteil von Bauleistung, Baumaterial und Handel am fertigen Bauwerk von ursprünglich 32% um 10% gesunken. Die Wertschöpfung hat sich verlagert hin zu Finanzierung, Maklerkosten, Projektentwicklung und -management usw.
Auch dies sei wieder ein Indiz für eine notwendige Transformation des Bauwesens zu mehr Industrialisierung.
Die durch die Transformation frei gewordene Arbeitskapazität würde sich, so wie von vielen anderen Branchen auch hin zu Dienstleistungen und ähnlich gelagerten Bereichen bewegen. Durch billigeres Wohnen werde Kaufkraft frei, die dann wieder Arbeit in anderen Bereichen schafft.
An der folgenden Diskussion wurden vor allem seitens der Baumeister die Thesen Kreutzers massiv und vehement in Frage gestellt.
Individualität des Bauens, aber auch das Eingehen auf Einflüsse aus dem Umfeld des Bauwerks, die Standortgebundenheit des Bauens würde der Industrialisierung natürliche Grenzen setzen.
Auch die zunehmend notwendige Sanierung von Altbeständen sei keinesfalls industriell machbar.
Trotz aller Einwände stellte Dr. Kreutzer am Schluss noch eine Bemerkung in den Raum: „Paradigmenwechsel kommen von außen! Wenn sich die Bauwirtschaft nicht selbst neu findet, wird sie von anderen neu erfunden werden!“
Plädoyer für die industrielle Fertigung am Bau
Mit der provokanten Aussage „Das Bauwesen ist das einzige Handwerk, in dem noch mit der Hand gewerkt wird“ stieß der Branchenkenner Andreas Kreutzer in der Veranstaltung „Chance Hochbau“ des Report Verlages nicht nur auf ungeteilte Zustimmung. Bauen, so meinte Kreutzer, könne durch den gezielten Einsatz von Vorfabrikation noch wesentlich rationeller, qualitativ besser und zudem noch billiger werden.
Während in den 70er Jahren Kosten und Preise sich halbwegs parallel entwickelt haben, ist es seit ca. 1995 zu einem Auseinanderklaffen von ca. 11 % gekommen. Während sich die Baustoffe unter dem Verbraucherpreisindex verteuert haben (Baustoffe: 20%, VPI 35%) haben sich die Lohnkosten wesentlich über dem VPI entwickelt. Während die Industrie durch vermehrten Maschineneinsatz die Produktivität deutlich steigern konnte, blieb am Bau nur die Möglichkeit, schneller zu arbeiten, was zu einem dramatischen Anstieg der Baumängel führte, so Kreutzer.
Bei den Baustoffen werde das Know How verbessert, in der Verarbeitung kämpft man hingegen mit laufend rückläufiger Qualifikation der Arbeiter. Bis zu 20 % der Mängel seien auf Anwendungsfehler der Baumaterialien zurück zu führen. Das Schulungsangebot der Baustoffindustrie werde nicht ausreichend angenommen, andrerseits wird aber auch eine Industrialisierung am Bau abgelehnt.
Im Einfamilienhausbau hat die Industrialisierung inzwischen einen Marktanteil von ca. 30% - Tendenz steigend – erreicht. Hier gelte auch nicht der Mythos, dass jeder etwas anderes gebaut haben möchte, Individualität wird, so Kreutzer über die Einrichtung erreicht. Losgröße eins sei teuer in der Planung und in der Ausführung. Relativ hohe Toleranzen für die Ausführung verhindern exakte Vorfertigung (Beispiel: Fenster – Naturmaße).
Da der Großteil der Kosten durch Lohnkosten verursacht werde, ist zusätzlich der Anreiz zur Schwarzarbeit extrem hoch. Die damit ausgelöste Spirale Hohe Lohnkosten – Schwarzarbeit – mangelnde Konkurrenzfähigkeit – niederer Löhne – schlecht Qualität ist absehbar nicht zu stoppen.
Lohnkostensenkung durch Reduktion der Lohnsummen:
Eine Senkung der Lohnnebenkosten als Ausweg sei ein Irrtum, da dadurch ohne Auflösung des Sozialsystems niemals die „Schwarzarbeitskosten“ von ca. 1/3 erreicht werden könnten. Vielmehr ist einzig eine Senkung der Summe der Löhne zielführend. Dies aber nicht durch schnellere Arbeit, sondern durch gezielten Technologieeinsatz in der Fertigung.
Geänderte Wertschöpfungskette am Bau:
Auch die Wertschöpfung am Bau hat sich geändert. Seit ca. 10 Jahren ist der Anteil von Bauleistung, Baumaterial und Handel am fertigen Bauwerk von ursprünglich 32% um 10% gesunken. Die Wertschöpfung hat sich verlagert hin zu Finanzierung, Maklerkosten, Projektentwicklung und -management usw.
Auch dies sei wieder ein Indiz für eine notwendige Transformation des Bauwesens zu mehr Industrialisierung. Die durch die Transformation frei gewordene Arbeitskapazität würde sich, so wie von vielen anderen Branchen auch hin zu Dienstleistungen und ähnlich gelagerten Bereichen bewegen. Durch billigeres Wohnen werde Kaufkraft frei, die dann wieder Arbeit in anderen Bereichen schafft.
An der folgenden Diskussion wurden vor allem seitens der Baumeister die Thesen Kreutzers massiv und vehement in Frage gestellt.
Individualität des Bauens, aber auch das Eingehen auf Einflüsse aus dem Umfeld des Bauwerks, die Standortgebundenheit des Bauens würde der Industrialisierung natürliche Grenzen setzen.
Auch die zunehmend notwendige Sanierung von Altbeständen sei keinesfalls industriell machbar.
Trotz aller Einwände stellte Dr. Kreutzer am Schluss noch eine Bemerkung in den Raum:
„Paradigmenwechsel kommen von außen! Wenn sich die Bauwirtschaft nicht selbst neu findet, wird sie von anderen neu erfunden werden!“
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