Nachhaltigkeit. Kaum ein Begriff wird zurzeit öfter strapaziert, um die Vorteile eines Produkts oder Projekts hervorzustreichen. Auch unter den Baustoffen ist in diesem Bereich ein Wettbewerb entstanden. Geht es um die Langlebigkeit von Bauwerken, ist Beton wohl unschlagbar. Denn seit rund 1900 Jahren steht mit dem Pantheon in Rom eines der ältesten Betonbauwerke der Welt. „Diese Langlebigkeit zeichnet den Beton als Baustoff aus", erklärt Sebastian Spaun, Geschäftsführer der Vereinigung der österreichischen Zementindustrie (VÖZ). Eine Eigenschaft, die speziell bei Infrastrukturprojekten zum Tragen kommt. Egal, ob Tunnel, Kanal oder Straßenbau: Hier werden beim Bau große Summen investiert. Daher ist auch die Erwartungshaltung an eine möglichst lange Haltbarkeit des Baustoffs gerechtfertigt", meint Spaun. So auch beim Brenner-Basistunnel. Hier gehen die Bauherren von einer Lebensdauer von 200 Jahren aus.
Baukultur der Römer
Dass diese Forrn der Nachhaltigkeit nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine kulturelle Seite hat, bestätigt Andreas Pfeiler vom Wirtschaftskammer-Fachverband der Stein- und keramischen Industrie. „Der Körnerkasten im niedersterreichischen Zeiselmauer ist 1600 Jahre alt, hervorragend erhalten und damit ein tolles Zeugnis für die Baukultur der Römer." Massive Baustoffe tragen auch zur ökologischen Nachhaltigkeit bei. Ein einfaches Beispiel: „Wird ein Einfamilienhaus in der Steiermark aus massiven Baustoffen gebaut, so kommen 90 Prozent der Baustoffe aus dem Bundesland", so Pfeiler. Der Grund: Die Lagerstätten von Ziegel und Zement sind in ganz Ôsterreich verteilt, wodurch der Transportweg meist unter 50 Kilometern liegt. Die Vorteile davon liegen laut Pfeiler auf der Hand: Weniger Verkehr, weniger CO2-Ausstoß und auch eine Senkung des Lärms für die Anrainer."
Wärme- und Kältespeicher
Das Prinzip der Herstellung von Beton war bereits im Altertum bekannt und wurde - wie das Pantheon zeigt - von den Römern zur Hochblüte gebracht. Die Entwicklung der Einsatzmöglichkeiten des Baustoffs war damit aber noch lang nicht abgeschlossen. Aufgrund seiner Bestandteile hat Beton ein hohes Gewicht. Dadurch kann er sowohl Wärme als auch Kälte speichern. Ein Vorteil, der speziell aufgrund des prognostizierten Anstiegs an Hitzetagen über 30 Grad Celsius weiter an Bedeutung gewinnen wird. Massive Baustoffe erwärmen sich durch ihre Speichennasse tagsüber nur langsam und geben während der kühleren Nacht überschüssige Temperatur wieder ab. Dadurch kann der Komfort auch bei hochsommerlichen Hitzeperioden ohne zusätzlichen Energieaufwand gewährleistet werden", meint Reinhold Lindner, Sprecher der Initiative BAU! MASSIV!. Zu diesem Effekt einer „natürlichen Klimaanlage" gesellt sich künftig ein neuer Aspekt. Das Stichwort dazu lautet Bauteilaktivierung. Damit wird das Heizen und Kühlen mit Beton zum Stand der Technik werden, und wir können in neuen Gebäuden bereits auf eine herkömmliche Heizung verzichten", so Spaun.
Faszinierende Wirkungsweise
Beim Heizen können massive Speichermassen tagsüber aufgeladen - also aktiviert - und am Abend oder in der Nacht zur Gebäudetemperierung genutzt werden. Dazu Spaun: „Die Energie wird in den Betonteilen eingelagert." Mit dieser Technik gelingt es auch, rund zehn Prozent der sommerlichen Überschüsse von der Solarenergie in die Heizperiode im Winter zu transferieren.
Die Massivität von Baustoffen wie Beton birgt neben der Speicherfähigkeit noch einen weiteren Vorteil: die besondere Widerstandsfähigkeit. Dadurch bieten sie Schutz vor Sturm, Wasser und auch Feuer. „Unsere Bauteile sind alle bereits durchs Feuer gegangen", sagt Pfeiler in Bezug auf die hohen Temperaturen bei den Brennprozessen. Massive Baustoffe brennen nicht und verhindern dadurch die Brandausbreitung. Besonders der Ziegel zählt zu den sogenannten „schadensverzeihenden Baustoffen", wie Christian Weinhapl, Geschäftsführer der Wienerberger Ziegelindustrie betont. Das bedeutet: Nach einem Wasserrohrbruch gibt der Ziegel die Feuchtigkeit relativ rasch wieder ab und trocknet von selbst aus.
Auch beim Wärmeschutz unterstützt Ziegel die Energieeffizienz von Gebäuden. „Die Hohlkammer im Ziegel wird mit Mineralwolle gefüllt und der Baustoff somit in seiner Wärmeschutzeigenschaft verbessert", erklärt Weinhapl. Neben der Raumtemperatur beeinflussen massive Baustoffe auch das Raumklima. Ziegel, Beton oder Putze verursachen keine relevanten Schadstoffbelastungen für unsere Umwelt. Damit sind massive Baustoffe Garanten für eine dauerhaft gute Innenraumluftqualität", so Lindner. Selbst der Grad der Feuchtigkeit in den Räumen kann von den massiven Baustoffen reguliert werden. Die relative Luftfeuchtigkeit in Wohnräumen sollte auf Dauer 60 Prozent nicht überschreiten. „Kurzfristige Überschreitungen werden von mineralischen Oberflächen oder Sichtmauerwerk abgepuffert", erklärt der BAU! MASSIV!-Sprecher. Wird die Luft zu trocken, geben sie die Feuchtigkeit an den Raum zurück.
Bei all den Vorzügen, welche die Langlebigkeit der massiven Baustoffe in sich trägt, mag bei einigen, die ein Haus bauen, doch Zweifel aufkommen: Wie kann ich ein Gebäude, das vor zig Jahren gebaut wurde, auf meine Bedürfnisse und nach meinem Geschmack anpassen? „Die gemauerten Wände von Massivbauten sind meistens statisch nicht ausgelastet", kann Lindner diesen Zweifel entkräften. Das bedeutet: „Die Gebäude lassen sich verhältnismäßig leicht umbauen und in Bezug auf Grundrisse oder auch Raum- und Fenstergrößen anpassen. Fenster- oder Türöffnungen lassen sich - fachliche Begleitung durch einen Bauexperten vorausgesetzt - leichter versetzen, Wände abfangen und Lasten an anderer Stelle ableiten", meint Lindner. Möglich ist auch, spätere Anpassungen der Wände und Grundrisse bereits in der Planungsphase zu berücksichtigen.
Effiziente Nachnutzung
Wie baukulturelles Erbe mit den Themen Nachnutzung, Nachverdichtung und Energieeffizienz unter einen Hut gebracht werden können, dazu wurde jüngst bei einer Veranstaltung in Innsbruck diskutiert, die vom Architekturjournal „Wettbewerbe" gemeinsam mit BAU! MASSIV! organisiert wurde. Was die Baustoffindustrie gemeinsam mit den Architekten zur Nachhaltigkeit beitragen kann, erklärte dabei Bernd Wolschner, stellvertretender Obmann des Fachverbands Steine/Keramik. „Fur die Industrie stellt sich die Frage, wie sie Baustoffe entwickeln kann, die eine nachhaltige Bauweise ermöglichen", so Wolschner. Die soziale Nachhaltigkeit, neben der ökologischen und ökonomischen die dritte Säule dieses Prinzips, sei laut Wolschner eine der Hauptaufgaben für die Architekten.
Schon die Römer vertrauten auf Beton
Nachhaltigkeit. Kaum ein Begriff wird zurzeit öfter strapaziert, um die Vorteile eines Produkts oder Projekts hervorzustreichen. Auch unter den Baustoffen ist in diesem Bereich ein Wettbewerb entstanden. Geht es um die Langlebigkeit von Bauwerken, ist Beton wohl unschlagbar. Denn seit rund 1900 Jahren steht mit dem Pantheon in Rom eines der ältesten Betonbauwerke der Welt. „Diese Langlebigkeit zeichnet den Beton als Baustoff aus", erklärt Sebastian Spaun, Geschäftsführer der Vereinigung der österreichischen Zementindustrie (VÖZ). Eine Eigenschaft, die speziell bei Infrastrukturprojekten zum Tragen kommt. Egal, ob Tunnel, Kanal oder Straßenbau: Hier werden beim Bau große Summen investiert. Daher ist auch die Erwartungshaltung an eine möglichst lange Haltbarkeit des Baustoffs gerechtfertigt", meint Spaun. So auch beim Brenner-Basistunnel. Hier gehen die Bauherren von einer Lebensdauer von 200 Jahren aus.
Baukultur der Römer
Dass diese Forrn der Nachhaltigkeit nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine kulturelle Seite hat, bestätigt Andreas Pfeiler vom Wirtschaftskammer-Fachverband der Stein- und keramischen Industrie. „Der Körnerkasten im niedersterreichischen Zeiselmauer ist 1600 Jahre alt, hervorragend erhalten und damit ein tolles Zeugnis für die Baukultur der Römer."
Massive Baustoffe tragen auch zur ökologischen Nachhaltigkeit bei. Ein einfaches Beispiel: „Wird ein Einfamilienhaus in der Steiermark aus massiven Baustoffen gebaut, so kommen 90 Prozent der Baustoffe aus dem Bundesland", so Pfeiler. Der Grund: Die Lagerstätten von Ziegel und Zement sind in ganz Ôsterreich verteilt, wodurch der Transportweg meist unter 50 Kilometern liegt. Die Vorteile davon liegen laut Pfeiler auf der Hand: Weniger Verkehr, weniger CO2-Ausstoß und auch eine Senkung des Lärms für die Anrainer."
Wärme- und Kältespeicher
Das Prinzip der Herstellung von Beton war bereits im Altertum bekannt und wurde - wie das Pantheon zeigt - von den Römern zur Hochblüte gebracht. Die Entwicklung der Einsatzmöglichkeiten des Baustoffs war damit aber noch lang nicht abgeschlossen. Aufgrund seiner Bestandteile hat Beton ein hohes Gewicht. Dadurch kann er sowohl Wärme als auch Kälte speichern. Ein Vorteil, der speziell aufgrund des prognostizierten Anstiegs an Hitzetagen über 30 Grad Celsius weiter an Bedeutung gewinnen wird. Massive Baustoffe erwärmen sich durch ihre Speichennasse tagsüber nur langsam und geben während der kühleren Nacht überschüssige Temperatur wieder ab. Dadurch kann der Komfort auch bei hochsommerlichen Hitzeperioden ohne zusätzlichen Energieaufwand gewährleistet werden", meint Reinhold Lindner, Sprecher der Initiative BAU! MASSIV!.
Zu diesem Effekt einer „natürlichen Klimaanlage" gesellt sich künftig ein neuer Aspekt. Das Stichwort dazu lautet Bauteilaktivierung. Damit wird das Heizen und Kühlen mit Beton zum Stand der Technik werden, und wir können in neuen Gebäuden bereits auf eine herkömmliche Heizung verzichten", so Spaun.
Faszinierende Wirkungsweise
Beim Heizen können massive Speichermassen tagsüber aufgeladen - also aktiviert - und am Abend oder in der Nacht zur Gebäudetemperierung genutzt werden. Dazu Spaun: „Die Energie wird in den Betonteilen eingelagert." Mit dieser Technik gelingt es auch, rund zehn Prozent der sommerlichen Überschüsse von der Solarenergie in die Heizperiode im Winter zu transferieren.
Die Massivität von Baustoffen wie Beton birgt neben der Speicherfähigkeit noch einen weiteren Vorteil: die besondere Widerstandsfähigkeit. Dadurch bieten sie Schutz vor Sturm, Wasser und auch Feuer. „Unsere Bauteile sind alle bereits durchs Feuer gegangen", sagt Pfeiler in Bezug auf die hohen Temperaturen bei den Brennprozessen. Massive Baustoffe brennen nicht und verhindern dadurch die Brandausbreitung. Besonders der Ziegel zählt zu den sogenannten „schadensverzeihenden Baustoffen", wie Christian Weinhapl, Geschäftsführer der Wienerberger Ziegelindustrie betont. Das bedeutet: Nach einem Wasserrohrbruch gibt der Ziegel die Feuchtigkeit relativ rasch wieder ab und trocknet von selbst aus.
Auch beim Wärmeschutz unterstützt Ziegel die Energieeffizienz von Gebäuden. „Die Hohlkammer im Ziegel wird mit Mineralwolle gefüllt und der Baustoff somit in seiner Wärmeschutzeigenschaft verbessert", erklärt Weinhapl. Neben der Raumtemperatur beeinflussen massive Baustoffe auch das Raumklima. Ziegel, Beton oder Putze verursachen keine relevanten Schadstoffbelastungen für unsere Umwelt. Damit sind massive Baustoffe Garanten für eine dauerhaft gute Innenraumluftqualität", so Lindner. Selbst der Grad der Feuchtigkeit in den Räumen kann von den massiven Baustoffen reguliert werden. Die relative Luftfeuchtigkeit in Wohnräumen sollte auf Dauer 60 Prozent nicht überschreiten. „Kurzfristige Überschreitungen werden von mineralischen Oberflächen oder Sichtmauerwerk abgepuffert", erklärt der BAU! MASSIV!-Sprecher. Wird die Luft zu trocken, geben sie die Feuchtigkeit an den Raum zurück.
Bei all den Vorzügen, welche die Langlebigkeit der massiven Baustoffe in sich trägt, mag bei einigen, die ein Haus bauen, doch Zweifel aufkommen: Wie kann ich ein Gebäude, das vor zig Jahren gebaut wurde, auf meine Bedürfnisse und nach meinem Geschmack anpassen?
„Die gemauerten Wände von Massivbauten sind meistens statisch nicht ausgelastet", kann Lindner
diesen Zweifel entkräften. Das bedeutet: „Die Gebäude lassen sich verhältnismäßig leicht umbauen und in Bezug auf Grundrisse oder auch Raum- und Fenstergrößen anpassen. Fenster- oder Türöffnungen lassen sich - fachliche Begleitung durch einen Bauexperten vorausgesetzt - leichter versetzen, Wände abfangen und Lasten an anderer Stelle ableiten", meint Lindner. Möglich ist auch, spätere Anpassungen der Wände und Grundrisse bereits in der Planungsphase zu berücksichtigen.
Effiziente Nachnutzung
Wie baukulturelles Erbe mit den Themen Nachnutzung, Nachverdichtung und Energieeffizienz unter einen Hut gebracht werden können, dazu wurde jüngst bei einer Veranstaltung in Innsbruck diskutiert, die vom Architekturjournal „Wettbewerbe" gemeinsam mit BAU! MASSIV! organisiert wurde. Was die Baustoffindustrie gemeinsam mit den Architekten zur Nachhaltigkeit beitragen kann, erklärte dabei Bernd Wolschner, stellvertretender Obmann des Fachverbands Steine/Keramik. „Fur die Industrie stellt sich die Frage, wie sie Baustoffe entwickeln kann, die eine nachhaltige Bauweise ermöglichen", so Wolschner. Die soziale Nachhaltigkeit, neben der ökologischen und ökonomischen die dritte Säule dieses Prinzips, sei laut Wolschner eine der Hauptaufgaben für die Architekten.
Downloads zum Thema:
BAU!MASSIV!-Sonderbeilage in "Die Presse" 22.10.2015
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